

Sie ragen aus dem Topf, winden sich über die Fensterbank oder hängen in die Luft wie suchende Arme: Luftwurzeln sind für viele Pflanzenfreunde gewöhnungsbedürftig. Besonders bei Aroiden wie der Monstera oder bei Orchideen sorgt ihr Erscheinungsbild regelmäßig für Irritation – und für die Schere.
„Sieht ungepflegt aus, also weg damit“ – so lautet eine häufige Reaktion. Doch wer Luftwurzeln abschneidet, nimmt der Pflanze nicht nur einen funktionalen Teil ihres Systems, sondern riskiert auch Verletzungen.
Luftwurzeln sind kein überflüssiger Wildwuchs, sondern spezialisierte Strukturen mit wichtigen Aufgaben:
Wasser- und Nährstoffaufnahme, besonders in luftfeuchter Umgebung (z. B. bei Orchideen)
Stabilisierung und Kletterhilfe, vor allem bei rankenden Aroiden wie Monstera oder Philodendron
Reservestruktur, wenn Bedingungen sich ändern oder die Bodenwurzeln geschwächt sind
Verankerung in der Umgebung, besonders bei Pflanzen, die in der Natur nicht im Boden wachsen
Ein Rückschnitt ist nicht nur unnötig, sondern auch riskant. Die entstehenden Wunden trocknen aus, schwächen die Pflanze und können Infektionen begünstigen.
Wenn Luftwurzeln optisch stören oder im Weg sind, gibt es sanfte Alternativen zum Abschneiden:
Umlenken: Du kannst sie an einem Moosstab oder Rankgitter entlangführen. Das sorgt für mehr Ordnung – und gleichzeitig für Stabilität.
Mit in den Topf leiten: Viele Luftwurzeln schlagen in feuchtem Substrat neue Wurzeln. Das stärkt die Pflanze und verbessert die Nährstoffversorgung.
Wichtig ist vor allem, das Erscheinungsbild gewöhnlicher Luftwurzeln nicht als „Pflegeproblem“ zu interpretieren. Luftwurzeln sind ein ganz normales Zeichen von Wachstum – und oft Ausdruck dafür, dass sich die Pflanze an ihre Umgebung anpasst.
In der Regel sind einzelne Luftwurzeln ein Zeichen von Vitalität. Besonders bei Pflanzen wie Monstera, Philodendron oder Orchideen gehören sie ganz selbstverständlich zum Erscheinungsbild. Wer diese natürlichen Strukturen als „ungepflegt“ empfindet, missversteht ihre Funktion – sie sind ein Ausdruck gesunden Wachstums und Anpassung an das Umfeld.
Anders sieht es aus, wenn eine regelrechte Luftwurzel-Explosion einsetzt.
Wenn an jeder Blattachse neue Wurzeln wachsen, sich einzelne Triebe nur noch mit Luftwurzeln beschäftigen oder die Pflanze sichtbar Energie in deren Bildung steckt, kann das ein stiller Hinweis auf ungünstige Bedingungen sein. In solchen Fällen versuchen Pflanzen oft, zusätzliche Ressourcen zu erschließen oder sich selbst zu stabilisieren.
Typische Ursachen für übermäßige Luftwurzelbildung:
Zu wenig Licht – die Pflanze sucht nach besseren Bedingungen
Trockene Luft – kompensiert fehlende Luftfeuchtigkeit
Topf zu klein oder durchwurzelt – kein Platz mehr für neue Bodenwurzeln
Instabilität – bei langen Trieben ohne Kletterhilfe
Wer solche Signale erkennt, muss nicht in Panik verfallen – aber ein zweiter Blick lohnt sich. Der FYTA Beam hilft dir, Standortbedingungen objektiv einzuschätzen und mögliche Stressfaktoren zu erkennen. So verstehst du, ob deine Pflanze einfach vital ist – oder gerade mit ihrer Umgebung kämpft.
👉 Mehr über die Funktionen von Luftwurzeln und warum sie in der Natur überlebenswichtig sind, erfährst du hier in einem weiteren Magazinartikel.
Luftwurzeln mögen chaotisch aussehen, sind aber alles andere als ein Fehler. Sie sind Anpassung, Kommunikation, Überlebensstrategie. Und genau wie bei vielen anderen Aspekten der Pflanzenpflege gilt: Wer sie versteht, muss sie nicht mehr bekämpfen.