Luftfeuchtigkeit: Wenn die Luft schwitzt und warum das so gut ist

Bist du im Team Sauna oder im Team Dampfbad? Selbst, wenn du keinem etwas abgewinnen kannst, bieten sie deinen Pflanzen etwas, das für sie sehr wichtig ist: Luftfeuchtigkeit! Genauer gesagt, benötigen die meisten Pflanzen eine Luftfeuchtigkeit von mindestens 40 Prozent. Selbst die in Askese lebenden Kakteen! Fast alle Arten, die aus dem tropischen oder subtropischen Regenwald stammen, brauchen sogar noch wesentlich feuchtere Luft. Ein mittlerer Richtwert, den fast alle gut vertragen, liegt bei etwa 60 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit. Nur ein paar Prozent mehr und sie könnten sich in ihre Bade-Outfits werfen. In puncto Bedarf an Luftfeuchtigkeit ähneln wir uns unseren grünen Lieblingen übrigens sehr: Auch für uns ist eine Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 Prozent ideal – doch gerade in unseren Wohnräumen ist’s im Winter schnell mal zu trocken.

Als Faustregel kannst du dir merken: Je zarter und dünner das Blatt, desto höher muss die relative Luftfeuchtigkeit sein. Dickfleischige, ledrige Blätter hingegen vertragen meist auch trockenere Luft. Generell sind alle Zimmerpflanzen bei trockener Luft anfälliger für Schädlinge wie Spinnmilben oder Wollläuse. Also immer schön feucht halten!

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Pflanzen brauchen Druck

Man könnte meinen, dass regelmäßiges Gießen ausreicht, um unsere Pflanzen so richtig glücklich zu machen. Wieso jetzt also auch noch für fliegendes Wasser sorgen? Es ist so: Zunächst ist es gut zu wissen, dass in den Blättern deiner Pflanzen eine viel höhere Wasserdampfkonzentration herrscht als in ihrer Umgebung. Heißt: In ihnen befinden sich viele kleine Spaltöffnungen, die Stomata, die wichtig für viele Prozesse sind – den Gasaustausch für die Fotosynthese zum Beispiel. Aber auch Wasser wird durch sie an die Luft abgegeben.

Die Außenzellen der Blätter enthalten dadurch natürlich weniger Wasser als die Zellen im Pflanzeninneren. Dadurch entsteht ein negativer Druck, der sogenannte Turgordruck. Im Wurzelraum ist er am geringsten, da dieser am meisten Wasser enthält. Bis zu den Blattspitzen nimmt er stetig zu. Auf diese Weise wird das Wasser durch die ganze Pflanze gepumpt und gleichzeitig Mineralien bis in die Blattspitzen transportiert.    

Und jetzt kommt’s: Wenn nun also die Luftfeuchtigkeit in der Umgebung zu gering ist, ist der Wasserverlust an die Umgebung größer als der Pumpprozess für Nachschub sorgen kann. Dadurch gerät die Pflanze in Trockenstress und die Blätter beginnen an den Blattspitzen zu runzeln.

Logisch also, dass Pflanzen eine hohe Luftfeuchtigkeit lieben. Da sind sie nur leider nicht die einzigen: Auch Pilze und Schimmel wachsen besser, je feuchter es ist. Das ist natürlich doof, aber die Balance macht‘s. 

Toughe Heizsaison

Laut Captain Obvious gibt Luftfeuchtigkeit an, wie feucht die Luft ist, beziehungsweise wie viel Wasser sie enthält. Hier ist es allerdings wichtig, zwischen zwei verschiedenen Angaben zu unterscheiden: der absoluten und der relativen Luftfeuchtigkeit. Das ist wichtig, da es bei der absoluten Luftfeuchtigkeit nur darum geht, wie viel Wasserdampf in einem Kubikmeter Luft enthalten ist. Die relative Luftfeuchtigkeit hingegen gibt an, in welchem Verhältnis die absolute Luftfeuchtigkeit und das, was die Luft maximal aufnehmen kann, steht. Elementar also, um zu verstehen wie Wasser-gesättigt die Luft ist. Je nach Temperatur ändert sich dieser Wert. Good to know: Kalte Luft kann sehr viel weniger Wasser aufnehmen als warme Luft!  

Woran du erkennst, ob das maximale Luftfeuchtigkeitspensum erreicht ist? Daran, dass sich kleine Wassertropfen an deinen Glasscheiben oder anderen kühlen Flächen ansammeln. Für unser Raumklima bedeutet das Folgendes: Wenn die Luftfeuchtigkeit gleichbleibt und die Temperatur erhöht wird, sinkt die relative Luftfeuchtigkeit, da die warme Luft mehr Wasser aufnehmen könnte und demnach weniger gesättigt ist. Die Luftfeuchtigkeit bei uns zu Hause verringert sich also, wenn die Temperatur erhöht wird – durch den Heizbeginn am Morgen oder durch die Sonne, die durch die Fenster scheint.

Tough wird’s also eher im Winter, wenn wir’s muckelig warm haben wollen. Aber Heizen ist ja nicht nur fürs Klima, sondern inzwischen auch fürs Portemonnaie belastend und Mützen in Innenräumen zwangsläufig im Trend.