Mineralien: Die Nahrung der Pflanzen

Eine ausgewogene Ernährung ist auch für unsere grünen Lieblinge wichtig für die Gesundheit. Warum Düngen essenziell für eine lange Lebensdauer deiner Pflanze ist – eine Einführung.

Steine mögen uns zunächst etwas langweilig erscheinen. Liegen nur rum, sind nicht sehr gesprächig und machen auch sonst nichts, was einem die Kinnlade nach unten klappen lässt. Womöglich umso überraschender, dass sie eine wichtige Rolle in der Entstehung von Leben spielen:

Zu einer Zeit, als unsere Erde ein Ort voller krachender Vulkane, Blitze und warmem Wasser war, haben einschlagende Meteoriten die ersten Mineralien in diese Umwelt gebracht. Auch aus Steinen wie etwa Basalt, Bims und Granit, die sich aus erstarrter Lava bildeten, haben sich Mineralien im Wasser gelöst und die sogenannte Ursuppe angemischt.  

Dieser Vorgang, in Kombination mit der durch Blitze verursachten Spannung, hat zu chemischen Veränderungen geführt, durch die erste organische Verbindungen entstehen konnten. Und jetzt kommt’s: Diese Verbindungen haben den Grundstein für Pflanzen gelegt, damit sie überhaupt erst entstehen konnten!

Warum sind Nährstoffe für Pflanzen wichtig?

Die Ernährung von Pflanzen ist im Vergleich zu uns Menschen ziemlich einseitig: Da ist das Sonnenlicht, das Wasser und zu guter Letzt die Mineralien. Aber die haben es in sich! Pflanzen wandeln die anorganischen Verbindungen in organische Verbindungen um – beispielsweise Salate, Nüsse oder Obst, von denen wir uns wiederum ernähren können. Unsere breite Auswahl verdanken wir also genau denen, die kaum eine Wahl haben.

Anorganisch, organisch, so weit so gut. Womöglich stellst du dir an dieser Stelle aber bereits folgende berechtigte Frage: Warum reichert man den Boden dann oft mit, eindeutig organischem, Tier-Dung an? Der Dung wird in der Erde von sogenannten Destruenten, das sind zum Beispiel Bakterien, Pilze, Würmer und Insekten, zersetzt, sodass sich mit der Zeit unter anderem anorganische Verbindungen bilden. Und die wiederum können Pflanzen dann verarbeiten. Slow Food, sozusagen.

Mineralien sind also die Nahrung der Pflanzen. Jedes einzelne hat dabei einen speziellen Nutzen für sie. Wenn von einem Nährstoff zu wenig enthalten ist, kann der dazugehörige Prozess nicht mehr optimal ablaufen. Die Folge sind Mangelerscheinungen und eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber Krankheiten. Sad, but true.

Was genau sind Mineralien?

Jetzt wird’s biologisch: Mineralien sind chemische Elemente, die von Pflanzen in Form von Ionen überwiegend aus dem Boden, aber auch über Wasser oder aus der Luft aufgenommen werden.

Sie werden in zwei Gruppen unterteilt: Zum einen die Makronährstoffe (Makronährelemente) und zum anderen die Mikronährstoffe (Spurenelemente). Wie die Namen schon sagen, kommen Makronährstoffe in höheren und Mikronährstoffe in geringeren Konzentrationen vor. Die fünf wichtigsten Makronährstoffe und ihre Funktionen:

  • Stickstoff: ist vor allem für starkes Blattwachstum verantwortlich
  • Phosphor: starkes Wachstum, Pflanzengesundheit und vor allem Blütenbildung
  • Kalium: Regulation des Wasserhaushalts und mehr Widerstandsfähigkeit
  • Kalzium: regelt die Stärkung von Zellwänden und sorgt für mehr Stabilität
  • Magnesium: Unterstützung der Fotosynthese durch Chlorophyllbildung

    Einige Mineralien, die sogenannten mobilen Nährstoffe, lassen sich gut innerhalb der Pflanze transportieren, andere wiederum nicht. Deshalb nennt man diese auch immobile Nährstoffe. Hier zeigt sich einmal mehr, dass Pflanzen ziemlich smarte Kerlchen sind, da sie ihren  Mineralhaushalt sehr strategisch managen: Die meisten Mineralien werden aus älteren Blättern oder Pflanzenteilen in die jungen Pflanzenteile transportiert. Die Mangelerscheinungen treten daher an alten Blättern auf. Bei den immobilen Nährstoffen sieht die Sache anders aus: Sie bleiben an Ort und Stelle. Die alten Blätter sehen also weiterhin gut aus, während die jungen Mangelerscheinungen aufweisen.

Zu den mobilen Nährstoffen gehören Stickstoff, Phosphor und Kalium. Auch Magnesium kann relativ gut transportiert werden. Kalzium hingegen bewegt sich nicht vom Fleck. Der Stein unter den Mineralien, quasi. Mikronährstoffe kommen in geringeren Konzentrationen in Blättern vor und werden deshalb auch als Spurenelemente bezeichnet. Die wichtigsten Mikronährstoffe und ihr Job:  


  • Mangan (Mn) unterstützt die Photosynthese.
  • Kupfer (Cu) sichert die Pflanzenatmung (Oxidreaktion) und den Elektronentransport.
  • Zink (Zn) hilft bei der Produktion von Hormonen.
  • Molybdän (Mo) sichert viele Stoffwechselprozesse.
  • Bor (B) transportiert Kohlenhydrate durch die ganze Pflanze.
  • Chlor (Cl) ist bei der Regulation der Spaltöffnungen beteiligt und essenziell für den Fotosynthese-Prozess.
  • Nickel (Ni) aktiviert Stoffwechselprozesse.

Bis auf Chlor und Nickel lassen sich Mikronährstoffe nicht gut transportieren.  

Spezialfall Eisen (Fe): Eisen ist genau an der Grenze zwischen Makro- und Mikronährstoffen und nimmt daher eine Art Zwischenstellung ein. Der Diplomat unter den Nährstoffen, wenn man so möchte. Wichtig ist er aber allemal. Und zwar für den Fotosynthese-Prozess und den Transport innerhalb der Pflanze.

Der Nährstoffbedarf je nach Saison

Je nachdem was deine Pflanze so vorhat, braucht sie eine etwas andere Ernährung. Hier der Speiseplan: 

Wachstumsphase

Die Pflanze bildet vermehrt Blätter, mit der sie durch Fotosynthese Energie gewinnt. Sie befindet sich in der Massephase und es ist wichtig, sie während ihres Wachstums mit den eben genannten Nährstoffen zu versorgen. Besonders relevant für das Wachstum ist Stickstoff. Nice to know: Die Wachstumsphase tritt meist zwischen Frühling und Herbst ein.

Wichtig: Die Wachstumsphase endet nicht automatisch mit dem Einbruch des Winters. Entwickelt deine Pflanze auch im Winter wie gewohnt neue Blätter, solltest du sie auch weiterhin düngen. 

Blütephase

Deine Pflanze möchte sich vermehren. Sie verwendet ihre Energie, um Blüten, Rhizome und Samen zu entwickeln. Die Blütephase folgt in der Regel auf die Wachstumsphase und ist artspezifisch, tritt aber meist zwischen Frühling und Herbst auf. Einige Pflanzen blühen allerdings auch ausschließlich im Winter. Um die Blüten und Samen zu entwickeln, braucht sie leckeren Phosphor.

Ruhephase

Im Winter begeben sich viele Pflanzen in eine Ruhephase. Diese wird ausgelöst durch eine geringere Lichtintensität und weniger Sonnenstunden. Bei einigen wird die Ruhephase auch durch kältere Temperaturen eingeläutet. In dieser Phase bildet deine Pflanze keine neuen Blätter und Triebe oder entwickelt diese nur sehr zögerlich. Sie hat daher auch keinen Bedarf an neuen Nährstoffen und nimmt diese nicht auf. Daher gilt: Gönn deiner Pflanze eine Pause und gib ihr keinen Dünger in dieser Zeit. So sparst du dir den Overkill.

Je nach Pflanzenart

Der Nährstoffbedarf unterscheidet sich je nach Herkunft und Art der Pflanze. Dazu gehört sowohl die Nährstoffmenge als auch das Bedürfnis nach den einzelnen Nährstoffen.

Tropische Pflanzen

Die tropischen Pflanzen haben’s faustdick hinter den Ohren und wachsen schnell. Sie sind an eine regelmäßige Nährstoffversorgung gewöhnt. Wieso? Ganz einfach: Ihr Zuhause sind die tropischen Regenwälder. Der Boden dort enthält zwar sehr wenig Nährstoffe. Allerdings gibt es eine dünne obere Humusschicht, die aus sich schnell zersetzenden Pflanzenüberresten besteht. Über verzweigte Wurzelsysteme nehmen die Pflanzen sehr effizient die Nährstoffe direkt von dort wieder auf. So befinden sich die Nährstoffe die meiste Zeit in den Pflanzen und nur ganz kurz im Boden.

Kakteen und Sukkulenten

Kakteen und Sukkulenten leben meist in den Wüsten und Halbwüsten unserer Erde. Der Untergrund dort ist sehr nährstoffarm und, wer hätte das gedacht, meist trocken. Sie wachsen langsam und benötigen dementsprechend nur wenig Nährstoffe, die sie mit dem Regenwasser aufnehmen. Es gibt allerdings über hundert Kakteenarten – logisch also, dass sich auch hier die Bedürfnisse unterscheiden.

Epiphyten

Epiphyten, auch Aufsitzerpflanzen genannt, wachsen, wie der Name schon verrät, auf anderen Pflanzen, um kraftsparend die Sonnenstrahlen abgreifen zu können. Ziemlich schlau! Die meisten sind keine Parasiten und nehmen Nährstoffe hauptsächlich über Regenwasser auf. Daher sind sie auf regelmäßige Regenfälle und eine hohe Luftfeuchtigkeit angewiesen. Ein paar Tricks haben sie noch zusätzlich in petto: Sie bilden aus aufwärts wachsenden Luftwurzeln ein reich verzweigtes Nest, in dem sich nährstoffreicher Humus und Feuchtigkeit anreichern. Insgesamt lässt sich also sagen, dass Epiphyten einen geringen Nährstoffbedarf haben.